Wir trauern um unseren Autor Siegfried Lenz
- © Ingrid von Kruse
»Die Fähre braucht immer länger, wenn ein Schriftsteller an Bord ist.
Schriftsteller wollen immer den Kurs selbst abstecken. Das hält natürlich auf. «
Siegfried Lenz
(1926–2014)
Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller der deutschen Literatur, ist am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren verstorben.
Für sein Werk, das 14 Romane, 120 Erzählungen, zahlreiche Novellen, Hörspiele und Dramen umfasst, darunter Welterfolge wie Deutschstunde (1968), So zärtlich war Suleyken (1955) und Schweigeminute (2008), wurde er mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte.
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, war 1944–45 in der Kriegsmarine, Ende April 1945 Desertion und kurze Kriegsgefangenschaft, danach Umzug nach Hamburg, wo er Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft studierte. 1951 erschien sein erster Roman Es waren Habichte in der Luft im HOFFMANN UND CAMPE Verlag, der in der Folge jedes Buch von Lenz veröffentlichte. 1999 erschien eine Werkausgabe in zwanzig Bänden, eine überarbeitete Werkausgabe ist in Planung. Die Bücher von Siegfried Lenz wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt, zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt. Die Taschenbuchausgaben der Werke von Siegfried Lenz erscheinen bei dtv in München.
Im Juni 2014 wurde die Siegfried Lenz Stiftung in Hamburg gegründet, die sich um die wissenschaftliche Aufarbeitung des schriftstellerischen und publizistischen Werks kümmert und alle zwei Jahre einen Siegfried Lenz Preis verleiht. Der erste Preisträger, der am 14. November 2014 ausgezeichnet wird, ist Amos Oz. Sein persönliches Archiv übergab Siegfried Lenz dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach.
Thomas Ganske, der Verleger von Siegfried Lenz und langjähriger Freund: »Wir sind zusammen fischen gegangen und haben über seine Bücher und seine Pläne gesprochen. Er hat mich mit seinem Rat für HOFFMANN UND CAMPE, der immer sein Verlag war, ein Leben lang begleitet. Jetzt bleibt die Erinnerung an eine einzigartige Freundschaft, an einen großen Menschen und als Zeugnis dafür seine Bücher.«
Daniel Kampa, Programm-Geschäftsführer des HOFFMANN UND CAMPE Verlags: »Siegfried Lenz war einer dieser Menschen, die es heute eigentlich nicht mehr gibt, ein Schriftsteller, der über den Kreis der Literaturinteressierten hinaus geliebt wurde. Er war ein Klassiker zu Lebzeiten, dem die Rolle des schriftstellerischen Grand-Seigneurs nicht behagte. Er war ein Großschriftsteller, der sich dem kleinen Mann von der Straße (oder besser vom Meer) verbunden fühlte. Siegfried Lenz war ein Künstler, der sein Schreiben auch als moralische Verpflichtung betrachtete und sich engagiert mit dem Zeitgeschehen auseinandersetzte. Als wahrer Humanist war er ein Moralist, der nie den Zeigefinder erhob. Und Siegfried Lenz war vor allem eines: ein leidenschaftlicher, ein großartiger, ein großer Erzähler. Seine unsterblichen Geschichten werden auch künftigen Generationen dabei helfen, die Welt und sich selbst besser zu verstehen.«
Soeben erschien bei HOFFMANN UND CAMPE das Buch Schmidt-Lenz. Geschichte einer Freundschaft, ein Porträt über die fünfzigjährige Freundschaft zwischen Siegfried Lenz und Helmut Schmidt von dem Literaturwissenschaftler Jörg Magenau, u.a. mit einem langen Gespräch zwischen den beiden und bisher unveröffentlichtem Bildmaterial. Am 8. Oktober wird zudem eine Auswahl von Siegfried Lenz' wichtigsten Essays aus fünf Jahrzehnten mit dem Titel Gelegenheit zum Staunen. Ausgewählte Essays, ausgewählt von Heinrich Detering, veröffentlicht.
Bibliographie Siegfried Lenz
(Stand: 7. Oktober 2014)
1951 | Es waren Habichte in der Luft. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1953 | Duell mit dem Schatten. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1954 | So leicht fängt man keine Katze. Jugendland, Heft 7. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses |
1955 | So zärtlich war Suleyken. Masurische Geschichten. Zeichnungen von Erich Behrendt. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Der einsame Jäger. Illustrationen von Franz Richter-Johnsen. Gütersloh: Rufer-Verlag | |
1956 | Das schönste Fest der Welt. Hörspiel. Hörwerke der Zeit Nr. 7. Hamburg: Hans Bredow Institut |
1957 | Das Kabinett der Konterbande. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Der Mann im Strom. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1958 | Jäger des Spotts. Geschichten aus dieser Zeit. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1959 | Brot und Spiele. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1960 | Das Feuerschiff. Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Wippchens charmante Scharmützel, erträumt von Julius Stettenheim. In Erinnerung gebracht von Siegfried Lenz und Egon Schramm. Satiren. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1961 | Zeit der Schuldlosen - Zeit der Schuldigen. Hörwerke der Zeit Nr. 21/22. Hamburg: Hans Bredow Institut |
Das Wunder von Striegeldorf. Geschichten. Frankfurt a.M.: Hirschgraben-Verlag | |
1962 | Zeit der Schuldlosen. Collection Theater Nr. 2. Köln: Kiepenheuer und Witsch |
Stimmungen der See. Erzählungen. Stuttgart: Reclam | |
1963 | Stadtgespräch. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Der Hafen ist voller Geheimnisse. Ein Feature in Erzählungen und zwei masurische Geschichten. Lübeck: Matthiesen | |
1964 | Lehmanns Erzählungen oder So schön war mein Markt. Aus den Bekenntnissen eines Schwarzhändlers. Mit Illustrationen von Helmut Helmessen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Das Gesicht. Komödie. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1965 | Der Spielverderber. Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1966 | Jahrgang 1926. In: Jahr und Jahrgang 1926: Waldemar Besson, Siegfried Lenz, Gerd Klepzig. Hrsg. von Joachim Karsten, Will Keller und Egon Schramm. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1967 | Haussuchung. Hörspiele. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1968 | Deutschstunde. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Leute von Hamburg. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1970 | Beziehungen. Ansichten und Bekenntnisse zur Literatur. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Baumeister einer brüderlichen Welt. Dokumente einer Ehrung. (Literaturpreis Deutscher Freimauer). Hamburg: Bauhütten-Verlag | |
Die Augenbinde. Schauspiel; Nicht alle Förster sind froh. Ein Dialog. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag | |
Gesammelte Erzählungen. Sonderausgabe. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
Lukas, sanftmütiger Knecht. Stuttgart: Klett | |
Versäum nicht den Termin der Freude. Mit Holzstichen von Archibald Bajorat. Memmingen: Visel | |
1971 | So war das mit dem Zirkus. 5 Geschichten aus Suleyken. Mit farbigen Bildern von Klaus Warwas. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1972 | Der Amüsierdoktor. Mainz: Eggebrecht-Presse |
1973 | Das Vorbild. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Ein Haus aus lauter Liebe. Erzählungen. Stuttgart: Klett | |
1975 | Der Geist der Mirabelle. Geschichten aus Bollerup. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Einstein überquert die Elbe bei Hamburg. Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1976 | Die Kunstradfahrer und andere Geschichten. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses |
Elfenbeinturm und Barrikade. Schriftsteller zwischen Literatur und Politik [Rede am 23. Juni 1976 anläßlich seiner Ehrenpromotion im Auditorium Maximum der Universität Hamburg]. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1978 | Heimatmuseum. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Lotte macht alles mit. Mit Bildern von Jörg Greif. München: Lentz | |
Die Wracks von Hamburg. Oldenburg und Hamburg: Stalling | |
1979 | Totenrede auf Kurt Ganske von Siegfried Lenz. Hohenhaus, 24. März 1979 |
Lieselotte Lenz: Waldboden. Mit einem Text von Siegfried Lenz. Hamburg: Knaus | |
1980 | Gespräche mit Manès Sperber und Leszek Kolakowski. Herausgegeben und mit einem Vorwort von Alfred Mensak. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Drei Stücke. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1981 | Der Verlust. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Mutmaßungen über die Wirkung von Literatur. In: Festreden zum zweihundertjährigen Bestehen des Verlags Hoffmann und Campe. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1982 | Über Phantasie. Gespräche mit Heinrich Böll, Günter Grass, Walter Kempowski, Pavel Kohout. Herausgegeben von Alfred Mensak. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Fast ein Triumph. Aus einem Album / Siegfried Lenz. Holzstiche von Otto Rohse. Hamburg: Otto-Rohse-Presse | |
1983 | Elfenbeinturm und Barrikade. Erfahrungen am Schreibtisch. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1984 | Ein Kriegsende. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1985 | Der Verzicht. Mit fünf Holzstichen von Denis Stehen. Neu-Isenburg: Edition Tiessen |
Manès Sperber. Sein letztes Jahr. Mit Beiträgen von Manès Sperber, Jenka Sperber und Siegfried Lenz. Herausgegeben von Heinz Friedrich. München: Deutscher Taschenbuch Verlag | |
Exerzierplatz. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
Etwas über Namen. Rede zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises der Hansestadt Lübeck am 27. April 1985. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1986 | Die Erzählungen. 1949-1984. München: Deutscher Taschenbuch Verlag |
Lieselotte Lenz: Kleines Strandgut. 48 Farbstiftzeichnungen. Mit einem Text von Siegfried Lenz. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
1987 | Das serbische Mädchen. Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1988 | Am Rande des Friedens. On the Brink of Peace. Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1988. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Dostojewski: der gläubige Zweifler. Essay. Hauzenberg: Edition Pongratz | |
1990 | Die Klangprobe. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1991 | Bedenkenloser Entwurf eines ganz und gar idealen Verlags. Rede zur Einweihung der neuen Verlagsgebäude von Hoffmann und Campe am 2. Oktober 1991. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1992 | Über das Gedächtnis. Reden und Aufsätze. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1994 | Die Auflehnung. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Augenkasten. Mit einer Hommage von Siegfried Lenz. Diether Kressel [Ill.]. - Hamburg: Lichtwark-Gesellschaft; Hamburg: Edition Wachholtz | |
1996 | Ludmilla. Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Von der Wirkung der Landschaft auf den Menschen. Abschlußansprache anläßlich des 23. Deutschen Naturschutztages vom 6. bis 10. Mai 1996 in Hamburg. Hamburg: Alfred-Toepfer-Stiftung | |
1998 | Über den Schmerz. Essays. Hamburg: Hoffmann und Campe |
1999 | Arnes Nachlaß. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Etwas über Klassiker und seine Gegenwärtigkeit. Rede anläßlich der Verleihung des Goethe-Preises. In: Siegfried Lenz/Marcel Reich-Ranicki: Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 1999. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2000 | Wie ich begann … Hamburg: Hoffmann und Campe |
2001 | Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur. Drei Essays. Hamburg: Hoffmann und Campe |
2002 | Zaungast. Frankfurt, M.: Verlag der Buchhändler-Vereinigung |
2003 | Fundbüro. Roman. Hamburg: Hoffmann und Campe |
2004 | Zaungast. Hamburg: Hoffmann und Campe |
2006 | Selbstversetzung. Über schreiben und leben. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Kummer mit jütländischen Kaffeetafeln. Mit Illustrationen von Kirsten Reinhold. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
Die Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2007 | Wasserwelten. Von Meer und Küste, Fluß und Hafen, Wracks und Tauchern und dem Glück, einen Fisch zu fangen; nebst einem Epilog: Kleines Strandgut. Hamburg: Marebuchverlag |
2008 | Schweigeminute. Novelle. Hamburg: Hoffmann und Campe |
2009 | Die Versuchsperson. Stück. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Landesbühne. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
Der Ostertisch. Mit Illustrationen von Jacky Gleich. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
Der Anfang von etwas. Meistererzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2010 | Die Flut ist pünktlich. Meistererzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Wasserwelten. Von Meer und Küste, Fluß und Hafen, Wracks und Tauchern und dem Glück, einen Fisch zu fangen; nebst einem Epilog: Kleines Strandgut. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2011 | Die Maske. Erzählungen. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Die Versuchsperson. Harmonie. Stücke. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
Über die Phantasie und das Alter. Hommage zum 85. Geburtstag. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2012 | Amerikanisches Tagebuch. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Das Wunder von Striegeldorf. Eine Weihnachtsgeschichte. llustrationen von Franziska Harvey. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2013 | Die Nacht im Hotel. Illustrationen von Joëlle Tourlonias. Hamburg: Hoffmann und Campe |
Eine Liebesgeschichte. Zärtliches aus Suleyken. Illustrationen von Franziska Harvey. Hamburg: Hoffmann und Campe | |
2014 | Gelegenheit zum Staunen. Ausgewählte Essays. Hamburg: Hoffmann und Campe |